Blutsbande (WiSe 2015/16)

Die Familie gehört sicherlich zu den interessantesten sozialen Konstruktionen unserer Gesellschaft und scheint auch im Hinblick auf kulturelle und gesellschaftspolitische Veränderungen noch immer einen riesigen Fundus für wissenschaftliche Aufarbeitung zu liefern. In einer Zeit, wo scheinbar alles in Frage gestellt werden kann, wo Rollen aufgebrochen werden und Stereotypen vermeintlich der Vergangenheit angehören, wird die Familie für viele Menschen noch immer als letzte Bastion der Sicherheit angesehen. Vater, Mutter, Kind – die Kernfamilie. Daran lässt sich scheinbar nicht rütteln, obwohl das Konzept der Familie immer wieder ideologisiert und kritisch reflektiert worden ist. Auch im Film soll die Familie als Rückzugsort aus der hektischen und immer komplexer werdenden Gesellschaft dienen. So finden sich romantische Projektionen auf die solidarischen Heilsfähigkeiten von Familie ebenso wie Zeugnisse, dass Familien unter diesem Erwartungsdruck auch auseinanderbrechen können. Denn nicht jede Familie ist dieser Aufgabe gewachsen und manchmal sitzt das Übel gar direkt in der Familie und wird nicht nur von außen herangetragen.
In unserem aktuellen Semesterprogramm haben wir die Familie und insbesondere – die bedrohte Familie – in den Mittelpunkt gesetzt. Dabei wollen wir weniger „Familienkino“ zeigen, sondern vielmehr Filme, die sich intensiv mit Familien beschäftigen. Wie gehen Familien mit bestimmten Problemen und Konflikten um? Wo und wie entstehen Spannungen? Wie grenzen wir unsere eigene Identität von der familiären ab? Ist Blut wirklich dicker als Wasser? Und schlussendlich die primärste aller Fragen: Was macht eine Familie zur Familie?
Bei der Vielfalt an Motiven und Themen gibt es viele Punkte, in denen sich die Filme kommentieren, bestätigen oder einander in Frage stellen. So nimmt beispielweise die Rolle des Vaters bzw. Patriarchen in Filmen wie Der Pate, Höhere Gewalt oder Händler der vier Jahreszeiten ganz unterschiedliche Gestalt an. Auch das Verhältnis zwischen Kindern und ihren Eltern bzw. ihren Ersatz-Eltern zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm und hält mit Like Father, Like Son und Satoshi Kons Animefilm Tokyo Godfathers zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Filme zur Ersatzfamilie bereit. Neben traditionellen Highlights wie der Horrorfilmnacht im Oktober, wo wir dieses Mal in Gedenken an Wes Craven zwei seiner Klassiker zeigen, und dem Publikumswunsch am Ende unseres Programms, präsentieren wir mit Die Mutter erneut einen Stummfilm mit Live-Musikbegleitung sowie den aktuellen Dokumentarfilm Familie haben in Anwesenheit des Regisseurs. Last but not least werden wir mit unserer neuen Reihe Das unsichtbare Kino Filme jenseits aller gängigen Kino- und Fernsehprogramme endlich wieder ins Kino holen.
Die Filme:
  • Mo, 26.10.2015, 20.30 UhrA History of Violence (OV)
  • Fr, 30.10.2015, 20.30 Uhr Wes Craven Horrorfilmnacht A Nightmare on Elm Street (DF) + Überraschungsfilm (DF)
  • Mo, 02.11.2015, 20.30 Uhr Das unsichtbare Kino: Überraschungsfilm (DF)
  • Mo, 09.11. 2015, 20.30 UhrWe Need to Talk About Kevin (OmU)
  • Mo, 16.11.2015, 20.30 UhrDer Glanz des Haues Amberson (DF)
  • Mo, 23.11.2015, 20.30 Uhr Die Frau, die singt –Incendies (OmU)
  • Mo, 30.11.2015, 20.30 Uhr Stummfilmabend: Die Mutter
  • Im Filmraum E2.112 der Universität Paderborn
    • Di, 01.12.2015, 20.00Uhr Hungerjahre (DF)
  • Mo, 07.12.2015, 20.30 UhrTokyo Godfathers (OmU)
  • Mo, 14.12.2015, 20.30 Uhr Sonderveranstaltung: Spiegelbild imgoldenen Auge (DF)
  • Do, 07.01.2016, 20.30 Uhr Der Pate (DF)
  • Mo, 11.01.2016, 20.30 Uhr Höhere Gewalt (OmU)
  • Mo, 17.01.2016, 20.30 Uhr Familie haben (in Anwesenheit des Regisseurs)
  • Mo, 18.01.2016, 20.30 UhrHändler der vier Jahreszeiten (DF)
  • Mo, 25.01.2016, 20.30 UhrLike Father, like Son (OmU)
  • Do, 04.02.2016, 20.30 UhrPublikumswunschfilm #3