Das neunzehnte Programm (Wintersemester 2009/2010) als PDF
Ankündigungstext aus dem Flyer
Das Kino schafft implizit und Explizit Konzepte von und über die Welt, die uns nachhaltig prägen, indem es uns intime Einblicke bietet, oder mit fremden Territorien konfrontiert. Welche Sichtweise wird aber von wem, wann, wie vorgegeben? Wessen Perspektive nehmen wir als Zuschauer ein?
In diesem Semester wirft unser Programm sein Augenmerk auf Filme, die entweder im Rahmen Hollywoods oder in bewusster Abgrenzung davon, versuchen ein „anderes Sehen“ zu provozieren. Das mögen kleine Abweichungen sein, die nur dem geübten Auge auffallen, oder aber große filmästhetische Programme wie das Dogma-Manifest. Das kann sich subtil in der Wahl bestimmter Kameraperspektiven äußern oder plakativ in einer Figurencharakterisierung. Es kann sich auf das Sujet beziehen – vernachlässigte oder unterbelichtete Themen – oder auf eine spezifische Sensibilität und Perspektive der Regisseurin beziehungsweise des Regisseurs. „Das andere Sehen“ wirft Fragen auf: sehen Frauen anders, selbst wenn sie im Hollywood-System arbeiten, geben bestimmte Stars etablierten Genres eine abweichende Nuance, führt eine subjektive Kamera zu größerer emotionaler Beteiligung, wie lässt sich Blindheit optisch realisieren, welche Welt erzeugen Trauma und Kindheit, oder beides zusammen. Welche Lust erzeugt eine „Verqueerung“ der Welt, welchen Blick auf das Geschlechterverhältnis und Sexualität wirft der film noir, welche Zukunftsvisionen entwirft der Expressionismus? Die Bandbreite der Fragen hat zu einem heterogenen Programm geführt mit den unterschiedlichsten Filmen aus verschiedenen Genres: Neorealismus, Action-Kino Dokumentarfilm – um nur einige zu nennen.
Vielleicht ist „das andere Sehen“ aber auch ganz unabhängig von Thema und Filmästhetik immer wieder ein unberechenbarer subjektiver Vorgang, der von der Tagesverfassung der Zuschauer abhängig ist. Mit der Filmreihe wollen wir eine Auseinandersetzung dazu anregen und viel Spaß beim Entdecken „anderer Filme“ und ihrer Sichtweisen wünschen.
Die Filme
Was das Herz begehrt/Something’s gotta give (Nancy Meyers 2003)
Dancer in the Dark (Lars von Trier 2000)
Metropolis (Fritz Lang 1927)
Ninotschka (Ernst Lubitsch 1939)
6. Horrorfilmnacht
Vorfilm: Hypercalypse Now
Little Shop of Horrors (Roger Corman 1960)
Die Körperfresser kommen (Philip Kaufman 1978)
Tote schlafen fest/The Big Sleep (Howard Hawks 1964) (Ersatz für Engelsgesicht (Otto Preminger 1952)
City of God – Cicade de Deus (Fernando Mereilles 2002)
L’avventura (Michelangelo Antonioni 1960)
Alles über meine Mutter/Todo sobre mi madre (Pedro Almodóvar 1999)
Priscilla – Königin der Wüste/Priscilla – Queen of the Destert (Stephan Eliott 1994)
Schrei in der Stille (Philip Ridley 1990)
Johnny zieht in den Krieg (Dalton Trumbo 1971)
Strange Days (Kathryn Bigelow 1995)
In the Cut (Jane Campion 2003)
Kurzfilmprogramm
A House Divided (Alice Guy-Blaché 1913)
Sie küssten und sie schlugen ihn (François Truffaut 1959)
Verfolgt (Angelina Maccarone 2006)