Das komplette Programm findet ihr hier
Ankündigungstext aus dem Flyer:
Programmkino Lichtblick e.V. feiert sein 15-jähriges Bestehen! Dafür ist mithilfe Studierender im Seminar „Kino machen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Brauerhoch eine Filmreihe entstanden, die nach den Möglichkeiten und Voraussetzungen eines ‚anderen Kinos‘ greift. Am Ende – oder besser Anfang – steht eine Reise durch fast 100 Jahre ‚Queer Cinema‘-Geschichte, die an den Grundfesten eines Mediums rüttelt, das seine heteronormativen Strukturen nicht leugnen kann.
Doch wie können und sollen Gegenentwürfe aussehen? Müssen sich queere Filme nicht nur im erzählerischen Inhalt, sondern auch in Form, Stil und Haltung vom klassischen Kinofilm absetzen? Was ist mit Hollywood-Filmen, die queer gelesen werden? Bis in die 1960er Jahre kamen LGBTQ-Charaktere im Kino oftmals nur als Phantome vor, da eine strenge Zensur sie in die Tiefe des Subtextes drückte. In den ältesten Filmen unseres Programmes, Asta Nielsens Hamlet und Leontine Sagans Mädchen in Uniform, lässt sich jedoch schon früh ein aufloderndes Queering ausmachen, das noch heute radikal anmutet.
Ab Ende der 1960er entwarfen Filmemacher wie John Waters (Female Trouble) in den USA, Toshio Matsumoto (Funeral Parade of Roses) in Japan oder Rosa von Praunheim (Die Bettwurst) in Deutschland mit wenig Geld und viel Erfindungsreichtum erste Kinowelten, deren Bewohner vom bürgerlichen Durchschnitt abwichen. Doch erst mit der AIDS-Krise bekamen queere Lebensentwürfe einen Platz im Mainstream-Kino, oft aber nur in der einseitigen Rolle des Opfers oder unter der wärmenden Decke des Feelgood-Kitsches. Eine Reihe junger Filmemacher wie Hettie MacDonald (Beautiful Thing) und Todd Haynes (Carol) entwarfen dagegen mit dem ‚New Queer Cinema‘ ab Anfang der 1990er Jahre eine andere Vision: Sie wollten Filme, die nicht auf ein wohlwollendes heterosexuelles Publikum warten, sondern ein eigenes Selbstbewusstsein entwickeln.
Die jüngste Welle von LGBTQ-Kassenschlagern scheint sich hingegen wieder in die entgegengesetzte Richtung zu entwickeln. Revolution ist Anpassung gewichen und die ökonomischen wie künstlerischen Strukturen passen sich dem Hetero-Mainstream hingebungsvoll an. Die alten Fragen nach dem „richtigen Leben im falschen“ (Kino) stellen sich also erneut: Wie sollte ein Kino aussehen, das sich der Binarität der Geschlechter entzieht? Welches utopische, aber auch selbstkritische oder im positiven Sinne (gesellschafts-)zersetzende Potential verbirgt sich in einer Filmauswahl, die zwangsläufig kontrovers sein darf und muss? Diese und weitere Fragen möchten wir gemeinsam mit euch stellen und in einer abschließenden Podiumsdiskussion beleuchten. Bis dann freuen wir uns euch im Kinosaal zu treffen und gemeinsam unser 15-jähriges Jubiläum zu feiern.
Die Filme:
Mo, 08.10., 21:00 Uhr, Pollux: Tangerine /Tangerine L.A. (OV)
Mo, 15.10., 21:00 Uhr, Pollux: Vorpremiere: Bara no Sôretsu / Pfahl in meinem Fleisch / Funeral Parade of Roses (OmU)
Mo, 22.10., 21.00 Uhr, Pollux: My Father Is Coming (Dt. & Engl. OV)
Mo, 29.10., 21.00 Uhr, Pollux: Das unsichtbare Kino: Überraschungsfilm (OmU)
Mo, 05.11., 21:00 Uhr, Pollux: Stummfilm: Hamlet mit Klavierbegleitung durch Eunice Martins
Mo, 12.11., 21.00 Uhr, Pollux: Edward II (OmU)
Mo, 19.11., 21.00 Uhr, Pollux: Carol (OmU)
Mo, 26.11., 21:00 Uhr, Pollux: John Waters Double Feature: Polyester & Female Trouble (OmU)
Mo, 03.12., 21:00 Uhr, Pollux: Beautiful Thing (OmU)
Mo, 10.12., 21:00 Uhr, Pollux: Faustrecht der Freiheit (Dt. OV)
Do, 12.12., 18:30 Uhr, an der Universität Paderborn: Short Fuses: Ein queeres Kurzfilmprogramm
Mo, 17.12., 21:00 Uhr, Pollux: The Celluloid Closet (OmU)
Mo, 07.01., 21:00 Uhr, Pollux: The Misandrists / Die Misandristinnen (OmU)
Mo, 14.01., 21:00 Uhr, Pollux: Mädchen im Uniform (Dt. OV)
Mo, 21.01., 21:00 Uhr, Pollux: Weekend (OmU)
Mo, 28.01., 19:00 Uhr, Pollux: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt & Die Bettwurst – mit Podiumsdiskussion (Dt. OV)
Ein Programm mit der Unterstützung von