Kino für die Seele (Sommersemester 2009)

Das achtzehnte Programm (Sommersemester 2009) als PDF

Ankündigungstext aus dem Flyer

In diesem Semester setzt sich unsere Filmreihe mit dem (weit gefassten) Begriff der Psychoanalyse auseinander. Wir laden ein auf die „Couch im Kino“. Laut Freud suchen wir in der Welt der Fiktion Ersatz für die Einbußen des Lebens. Der französische Psychoanalytiker Felix Guattari definiert das Kino als einen Ort, an dem wir uns von Jedwedem überfallen lassen, von Begegnungen, die prinzipiell kein Morgen kennen.

Kino ist zweifellos ein Raum der Gefühle, Träume, Schaulust, Wünsche, für Ängste, Phantasien und Sehnsüchte. So ist es nicht verwunderlich, dass sowohl die Kinematographie, als auch die Psychoanalyse Ende des 19. Jahrhunderts ihren Ursprung fanden. Der Kinofilm lässt sich psychoanalytisch interpretieren, denn die Leinwand bietet Platz für Spiegelung, Einfühlung und Identifikation. Die Filme wirken über ihre Geschichten, die Kamera, den Schnitt und die Musik, wie auch über die prächtigen Bilder oder die eindringlichen Dialoge. Kann man Kino deshalb also als einen genuin psychischen Ort bezeichnen, dessen Dunkelheit die Freud’sche Couch auf ähnliche Weise zu substituieren vermag?
Das Filmerleben bleibt letzten Endes bei jedem Film und für jeden Zuschauer unterschiedlich, so dass das Kino im Kopf schließlich ein komplexes, opakes Rätsel bleiben muss. Deshalb muss wohl die Frage, ob Kino ein Ort der Projektion und Psychoanalyse sein kann, von jedem Zuschauer selbst beantwortet werden.
Mit unserer Reihe geben wir euch die Möglichkeit dieser Frage bis in euer tiefstes Bewusstsein hinein auf den Grund zu gehen. Wir präsentieren Filme aus den verschiedensten Genres, mit sehr unterschiedlichen Wirkungsintentionen – Hauptsache, der Film findet im Kino statt – denn nur dort entwickelt er sein wahres therapeutisches Potential. Also, lehnt euch in den Sessel, entspannt euch und taucht ein ins Unbewusste!

Die Filme

Waltz with Bashir (Ari Folman 2008)
Annie Hall – Der Stadtneurotiker (Woody Allen 1977)
Ein Amerikaner in Paris (Vincente Minelli 1951)
Kurzfilm-Special
      Un Chien Andalou (Luis Buñuel 1929)
      Meshes of the Afternoon (Maja Deren 1943)
      La Jetée (Chris Marker 1962)
      Die Urszene (Noll Brinkmann 1981)
Zuletzt befreit mich doch der Tod (Beate Middeke 2008)
Psycho (Alfred Hitchcock 1960)
Himmlische Kreaturen/Heavenly Creatures (Peter Jackson 1994)
Strangers on a Train (Alfred Hitchcock 1951)
Belle de Jour (Buñuel 1967)
5. Studentenfilmnacht
James Bond 007 – A View to a Kill (John Glen 1984)
Mache mögen’s heiß (Billy Wilder 1959)
Sehnsucht/Desire (Frank Borzage 1936)
Blue Velvet (David Lynch 1986)